Sachverhalt:

 

Aus Sicht der Verwaltung ist es wünschenswert und aktuell ein guter Zeitpunkt, innerhalb des Gemeinderats intensiv über die mittelfristige Infrastruktur der Gemeinde zu beraten und in Folge auch zu beschließen, damit Glandorf gut für die Zukunft aufgestellt ist.

 

Die Gemeinde Glandorf ist aktuell gut aufgestellt. Sie ist nach wie vor eine landwirtschaftlich geprägte Kommune, deren überwiegend mittelständische Betriebe ein solides Fundament haben und bieten. Ehrenamtliches Engagement wird in Glandorf groß geschrieben, sehr zum Vorteil des Gemeindelebens. In den letzten Jahren hat die Gemeinde zum Teil dringend notwendige systematische Sanierungen und Verbesserungen ihrer wesentlichen Versorgungsstrukturen (Kanäle, Kläranlage, Straßenbau, Hallen-Garten-Bad, Trinkwassernetz) in Angriff genommen und sie wird diese in die Zukunft hinein festschreiben. Eine solche konzeptionelle Herangehensweise für die gemeindlichen Immobilien ist zwar noch im Anfangsstadium, doch sind auch hier schon erste Maßnahmen umgesetzt (bspw. Ludwig-Windthorst-Schule) oder in Planung (bspw. kleine Turnhalle in Glandorf). Die Gemeinde hat viel für die Stärkung des Ortskernes getan, sodass es hier keine wesentlichen Leerstände mehr gibt. Die Gemeinde ist im Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen und kann von diesem in den kommenden Jahren profitieren, auch finanziell.

 

Dies alles sind gute Voraussetzungen, um sich mittelfristigen Planungen widmen zu können. Die Gemeinde Glandorf wird in Zukunft – wie andere ländliche Gemeinden auch – vor großen Herausforderungen stehen, denn es zeichnen sich Problemlagen, meist struktureller Natur, ab. 

 

Der demographische Wandel wird auch die Gemeinde Glandorf in den kommenden Jahrzehnten prägen. In Folge werden die älteren Bevölkerungsgruppen einen zunehmend höheren Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen. Dies hat weitreichende Folgen von der Verkehrspolitik bis hin zur Gesundheitsversorgung.

 

Junge Familien brauchen sehr gute und zeitlich möglichst flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die Gemeinde verfolgt konsequent einen Ausbau der Kinderbetreuung in Krippen, Kindergärten und Schulen. Und sie wird dies auch in den kommenden Jahren tun. Hiermit verbunden sind zum Teil sehr hohe Ausgaben, die auf die Gemeinde zukommen.

Junge Familien brauchen für ihr tägliches Zeitbudget Wohn- und Arbeitsplätze an einem Ort, also vor Ort, in der Gemeinde. Statistisch betrachtet sind es zurzeit vor allem die jungen 20-29-jährigen Frauen, die aus Glandorf abwandern, während in allen anderen Altersgruppen das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist (siehe Anlage zum demographischen Wandel). Aktuell hat die Gemeinde ca. 1.000 mehr Auspendler als Einpendler zu Arbeitsplätzen (siehe Anlage Ein- und Auspendler). Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen. Gezielte Wohnraumförderung, das Programm „jung kauft alt“ und die Entwicklung von Neubaugebieten gehören ebenso in diesen Zusammenhang wie die Frage, was geschieht mit den großen Baugrundstücken und Häusern, in denen jetzt überwiegend die ältere Generation wohnt.

 

Im Verhältnis zu anderen Kommunen vergleichbarer Größenordnung hat die Gemeinde Glandorf wenig Gewerbesteuereinnahmen, zurzeit etwa 2,7 Mio €. Kommunen zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen haben meist ca. 6 Mio € Gewerbesteuereinnahmen (siehe Anlage). In Zeiten der aktuellen Hochkonjunktur stellt diese Situation keine besonders große Schwierigkeit dar, aber es werden andere Zeiten kommen. Wenn man fahrlässige bzw. zu kurzfristig gedachte Sparmaßnahmen an den kommunalen Versorgungsstrukturen für die Zukunft verhindern will, besteht auch hier dringender Handlungsbedarf. Verkehrlich ist die Gemeinde mit der Kreuzung von zwei Bundesstraßen und der Nähe zu diversen Autobahnen für eine weitere Gewerbeentwicklung gut angebunden, zumal alle benachbarten NRW-Kommunen keine Flächen haben.

 

Die vorgenannten Stichworte werfen ein Licht auf die Komplexität der Herausforderungen der Zukunft. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, zu dem Gesamtthema eine Ratsklausur mit externen Fachleuten zu initiieren. Die Verwaltung übernähme natürlich gerne die Vorbereitungen hierfür, wünscht sich jedoch aus dem Rat weitere Anregungen zu Fragestellungen, Themen und erforderlichen Fachbeiträgen.